Es handelt sich bei Mikrtonalität um die Bemühungen, das heute allgemein übliche System von Intervallen zu durchbrechen, deren Grundlage Ganz- und Halbtonschritte sind. Vielmehr versucht man mit der Mikrotonalität auch die Bereiche zwischen den Halbtönen des üblichen Systems auszuloten und damit neue Bereiche der Klanglichkeit zu aktivieren. Bei den Klavieren ist dieses System bereits seit über 100 Jahren immer wieder Gegenstand von Aktionen und baulichen Aktivitäten gewesen. Gerade Viertelton-Instrumente hat es zu vielen Zeiten gegeben. Als Pioniere dieser Überlegungen galten besonders Charles Ives und der Tscheche Alois Há, der wiederum seine Überlegungen bis zu 1/6 -Ton erweiterte..
Erstmals aber hat sich der Mexikaner Julian Carrillo (1875-1965) im Jahre 1895 mit dem Problem des 1/16 Ton Intervalls beschäftigt, die bislang wohl kleinste Einheit zwischen den üblichen Halbtonschritten. 1925 erfand er zu diesen Überlegungen eine eigenständige Notation. Gemeinsam mit dem Dirigenten Leopold Stokowski gründete er ein "Orquesta Sonido 13" also ein Ensemble, das mikrotonal spielte und mit dem er und Stokowski in den 30er Jahren sogar auf Tournee ging. 1940 dann ließsich Carrillo ein Projekt für 15 verschieden gestimmte Klaviere patentieren. In der Klaviermanufaktur Carl Sauter in Spaichingen fand er ein Klavierbauunternehmen, das ihm die entsprechenden Prototypen an Klavieren für sein Projekt baute. 1958, während der Brüsseler Weltausstellung präsentierte er seine Instrumente von Sauter. Diese waren, je nach Modell, vom Ganzton bis zum Sechzehntelton gestimmt. Der Erfolg für Carrillo und den Hersteller Sauter blieb nicht aus: Die Instrumente erhielten damals eine Goldmedaille in Brüssel. Drei der Instrumente stehen heute im Conservatoire in Paris: Zwei im Sechzehntelton und eines im Drittelton, weitere befinden sich in Musikhochschulen in Nizza, Mexico City, Freiburg und Vancouver (Kanada).
Das Sechzehntelton-Klavier ist von Taste zu Taste im 1/16-Ton-Abstand gestimmt, so daßeine normale Quinte auf diesem Instrument wie ein Halbton klingt, unter Auslassung eines 1/16-Tones. Vom untersten bis zum obersten Ton kommt man bei diesem Klavier auf genau eine Oktave Abstand zwischen den Tönen. Der Klang ist bemerkenswert, da es nicht noch dem traditionell empfundenen Klangempfinden eines Klaviers klingt, sondern sich durch die permanent entstehenden Schwingungen der einzelnen Töne vollkommen neue Klangweiten ergeben. Für einen Pianisten ebenso wie für den Komponisten, der für diese Art von Instrument schreibt, ergeben sich aufgrund dieser Klanglichkeiten vollkommen neue Aufgaben. Das Klavier hat eine Bauhöhe von 116 Zentimetern, 97 Tasten und 291 Stahlsaiten, die durchgängig dreichörig gespannt sind (drei Seiten pro Ton).
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